Zupf.helvetica&friends an den Mandolin Extravaganza Concerts in Südkorea

Ein etwas spezieller Reisebericht

Am 27. Oktober 2024 trafen sich nach langer Flugreise 13 abenteuerlustige Mandolinen-, Mandola-, Domra- und GitarrenspielerInnen inklusive Dirigent in Seoul / Südkorea mit dem gemeinsamen Ziel, in diesem fernen Land eine einmalige Zeit zu erleben. Einmalig wurde die Reise auf jeden Fall, wenn auch alles ganz anders wurde als ursprünglich geplant. Trotz sprachlicher, kultureller, organisatorischer und weiterer Hürden erlebten wir eine sehr spannende, musikalische Reise.

Aber von Vorne (Auszug aus dem Reisetagebuch von Michelle Odermatt und Julia Amstutz):

«Tag 2 – Üse Tag hed im Flugi mit emene Zmorge gstartet. 😊 Nachdem mer in Seoul acho sind und d Passkontrolle erfolgrich überstande hend, hemmer mit üsem erste koreanische Kafi uf de Christian (de Dirigent vo zupfhelvetica) gwartet. Mer sind denn öpe 1h midemene büssli zu üsem hotel gfahre und hend denn üsi zimmer bezoge.»

«Tag 3 – Nachem zmorge simmer losgange zu de Prob midm südkoreanische Orchester. Mer hend zersch eusi Stückli gspielt und nacher die vo de Koreaner. Mal abgseh vom Tempo wo mier gfühlt 1/3 so schnell dehei güebt hend, hemmer nachem erste Durchgang denkt, dass da irgendöppis ned ganz stimmt. Bis denn bi eus allne üsi Nachbere übereglähnt sind und all paar Linie weder en Teil usegstriche hend, womer ned spiled. Denn hemmer de gmerkt, dasses ned nume üsi Schuld isch, das mer ned mitcho sind… Zmittag heds denn typisch koreanisch Riissuppe mit Ei geh, wo sehr guet gsi isch. Na hemmer chli ziit für üs gha und denn ischs scho wiiter gange mit de Prob vom zupfhelvetica. Ufem Aneweg sind d Michelle und ich (Julia) i de Metro no vonere Koreanerin streng ermahnt worde, dasmer münd ruhig sii (mer hend würkli nume normal mitenand greded 🙄). Im öv in Südkorea musmer wohl ruhig si. 😂 (ups) D Prob isch streng gsi und ich (Michelle) bin paarmal fascht igschlafe. das mer ersch so am 21:15 zum Znacht hend döffe, heds ez au ned grad besser gmacht. 😅»

Konzert 1, 30. Oktober 2024: Christian Wernicke (Gitarre), Victor Solomin (Domra) und Kim Byeong-Gyu (Mandoline) spielten in verschiedenen Formationen Werke von Bach bis Paganini. Es war wunderbar, unseren Dirigenten Christian Wernicke für einmal als Sologitarristen erleben zu dürfen. Die Werke von Nico Rojas und Vicente Amigo spielte er sowohl sehr temperamentvoll als auch mit viel Gefühl. Beeindruckend war auch Victor Solomins «Ukrainian Song&Dance» in einer Version für Gitarre und Domra, gespielt von Victor Solomin und Christian Wernicke.

«Tag 6 – Hüt isch en Musig-Tag gsi. 😊 Am Mittag simmer wieder i dere Kantine go mittagesse und denna hemmer Generalprob mit Mikrofon stelle uf de grosse bühni gha. 😊 Nachere 2h-ige Pause hemmer denne nomal en Hauptprob gha, Gimbap (koreanisches sushi) gesse und na scho üse Uftritt. Es isch tiptop gange und midem Christian als dirigent machts mega mega Freud. 🥳 denaa hend die andere (ich nid, julia) no en koreanische Chinderchor begleitet und es isch so so so toll gsi! Highlight!😍 D Chind hend au alli so fest Freud gha a üs und sich immer verbüügt wenn mer sie gse hend.🥰 Nachem erfolgriche Konzertabig simmer no zeme öpis go trinke und hend de Abig gmüetlich laa usklinge laa.»

Konzert 2, 31. Oktober 2024: Zupf.helvetica&friends, St. Paul Mandolin Ensemble, Animato Mandolin Ensemble und Manna Mandolin Ensemble spielten an diesem Konzert je einen Programmteil. Unser 13-köpfiges Orchester zupf.helvetica&friends erhielt vor Ort musikalische Unterstützung. Als Abschluss des Konzertabends trat ein Kinderchor auf, welchen verschiedene SpielerInnen aus den Orchestern begleiteten. In Erinnerung bleiben wird mir besonders die perfekte Choreographie der herzigen singenden Kinder zu «Hakuna Matata», wobei ich das selbst spielend nur aus dem Augenwinkel mitbekommen habe. Es war insgesamt ein gelungener, schöner und abwechslungsreicher Konzertabend.

Konzert 3, 2. November 2024: zupf.helvetica&friends war zu Gast am Jahreskonzert des Bundang Mandolin Orchestras. In einem riesigen, fantastisch klingenden Konzertsaal spielte jedes Orchester einen Programmteil alleine und als Höhepunkt erklangen beide Orchester zusammen. 80 SpielerInnen, 3 Kontrabässe, Pauken… Es war unglaublich, Teil dieses gewaltigen Orchesterklangs zu sein. In dieser Formation kam es auch zur Uraufführung von «Mandolin Extravaganza» von Anina Keller, einer Auftragskomposition zu diesem Anlass für Zupforchester und Gayageum. Das Gayageum ist ein koreanisches Volksinstrument, welches mit seinen klanglichen Eigenheiten in dieser Komposition, eingebettet in den Orchesterklang, wunderbar zur Geltung kam. Mit viel Power und grosser Spielfreude widmete sich die Gayageum-Spielerin Kwon Gwuijin dieser Komposition. Hier kann man dieses wunderbare Stück übrigens nachhören: https://www.youtube.com/watch?v=7iMPGhBjCRg

Die Komponistin Anina Keller und die Gayageum-Spielerin Kwon Gwuijin.

«Tag 9 – Hüt Mittag simmer vo de Frau Park, wo im Bundang Orchester Mandoloncello spilt und Präsidentin isch, zunere Garteparty bi ire iglade worde. 😊 Es isch meega cool gsi und es sind alli mega nett zu üs gsi! Si hend eus mit lokalem Esse und Spezialitäte verköstiget und mit ihrne Games unterhalte und mer sind alli nacher seeehr satt gsi. 🎉 Übrigens hend hie eigentlich alli Familie 2 Chüelschränk: eine für s „normale“ esse und eine für ihri kimchis (fermentierti Sache wie Kohl).😊 Am 15:00 isch d Party für üüs fertig gsi und mer hend eus müesse vo ihne allne verabschide, mer werded si sicher in nöchster Ziit nümme gseh. 🙈 Es paar sind denn is Hotel zrugg und mier – es Grüppli vo 9 Lüt sind denn no zum Lotte Tower. Er isch de 6. gröschti Turm vode Wält. Es isch seehr impressive gsi und mer hend de au es Ziitli dobe verbracht, demit mer d Ussicht im Helle und im Dunkle hend chönne gnüsse. 😊 Hed sich glohnt 🙂 Am Schluss simmer de ide nöchi vom Hotel no ines Resti gange und hend am Christian (üsem Dirigänt) sin letscht Abig gfiirt. Er und paar anderi gönd nämli morn hei, wel si nümme s Touriprogramm buecht hend, sondern nume d Konzertwoche. Ez liggemer müed im Bett. Morn checkemer uus und verlönd de Ort und s Hotel.»

In einem zweiten Teil der Reise fuhren wir Verbliebenen mit einem Hochgeschwindigkeitszug nach Gyengju, einer Stadt im Süden von Südkorea, und verbrachten einige ruhigere Tage dort. Wir besuchten die Gräber der Könige der Silla-Dynastie, alte Tempel und das noch erstaunlich warme Meer. Am 8. November 2024 traten wir unsere lange Heimreise an.

Diese aussergewöhnliche Konzertreise wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. Ich denke gerne zurück an die vielen wunderbaren musikalischen und persönlichen Begegnungen mit den SpielerInnen der verschiedenen Orchester, aber auch an das eindrückliche Südkorea, in welchem alles einige Nummern grösser ist als bei uns… Ein grosses Dankeschön gilt Christian Wernicke für die musikalische Leitung sowie Kim Kyung Myung und Daniel Kellerhals für die Organisation. Und das grösste Dankeschön gilt allen Mitgereisten – wir werden uns noch lange Anekdoten davon erzählen. Gute Reise!

Text: Anina Keller

Text Reisetagebuch: Michelle Odermatt und Julia Amstutz



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