Dozentenkonzert als musikalisches Auftakt-Highlight
Durchwachsenes Wetter war für den Zupferlehrgang im Centro Magliaso im schönen Tessin vorhergesagt worden – starke Regengüsse, Gewitter, Wind, Wolken und gelegentlich etwas Sonnenschein. Naja, hauptsächlich wird man ja zum Zupfen im Trockenen sein oder etwa nicht?
Bereits bei der Ankunft haben wir Neulinge festgestellt, dass hier eine familiäre Runde aus mehreren Teilen der Schweiz und Deutschland zusammengekommen ist, die sich jährlich immer wieder trifft, um sich musikalisch weiterzuentwickeln, aber auch, um gemeinsam die Freizeit zu geniessen und sich auszutauschen.
Nach einer Kennenlernrunde für die Neuen und einer ersten Orchesterprobe durften wir am Abend am Leiterkonzert von Gitarrist Michael Tröster und Mandolinist Steffen Trekel in romantischer Atmosphäre im Forum mit einer Fensterfront mit Blick auf den Lago di Lugano unsere musikalischen Ziele für die Woche abstecken. Die beiden brachten ihr Können durch unterschiedliche Klangfarben, Rhythmen, in Weltmeister-Geschwindigkeit und den Einsatz verschiedener Instrumente zum Ausdruck und faszinierten dadurch alle ZuhörerInnen. Nach mehreren Zugaben erbarmten wir uns, das Duo zu entlasten und verlagerten uns ins Grotto, um den ersten Abend gemeinsam ausklingen zu lassen.
Von unerfahrenen Jedis zu motivierten, selbstbewussten Musikern
Das Wetter war glücklicherweise gar nicht so schlecht wie vorhergesagt, so dass wir unsere täglichen Tai Chi Einheiten bis auf den letzten Tag am Seeufer unter den Bäumen abhalten konnten. Egal ob Bärenschwingen oder Wecken des Chi, was man mit der Energie durch die Aktivierung der verschiedenen Meridiane alles bewirken und wie man diese Energie im Alltag nutzen kann, wurde uns im Laufe der Woche auf unglaubliche Art und Weise bewusst. Und da hatte ich bis dahin noch geglaubt Star Wars sei Science Fiction. Die Kraft war jedenfalls die ganze Woche mit uns!
Ein grosser Gewinn des Kurses sind die täglichen Technik- und Einzelstunden, in denen man Wünsche äussern und auch individuell zusammen mit einem Dozenten arbeiten konnte. In den Pausen konnte man bei besserem Wetter sogar im Aussenpool schwimmen, am See die Schwäne mit ihren sieben Jungen oder den Nestbau der Haubentaucher beobachten, im grossen Notenarchiv des Musikhaus Trekel nach neuer Literatur oder auch Accessoires stöbern oder bei einem Spaziergang auf dem Campus immer wieder einzelne kleinere Formationen antreffen, die zwischen Oliven- und Feigenbäumen einzeln, als Duo oder Trio wunderschöne Musik auf ihren Saiten erklingen liessen. Gibt es einen schöneren Probenort als bei Vogelzwitschern, leichtem Wellengang und dem Hauch eines Windes im Schilf am Steg des Sees zu musizieren?
Etwas Mut kostete es vor allen Mitspielern im Forum etwas darzubieten und sich die Manöverkritik von Michael Tröster anzuhören, die man jedoch wieder als Verbesserung des eigenen Spiels umsetzen konnte und gefressen wurde auch niemand. Ganz im Gegenteil konnte jeder davon profitieren und das Ergebnis hörte man auch im Vorspiel am Samstagabend.
Neben den Orchesterproben gab es auch Kammermusikproben, wo wir in kleineren Formationen Stücke einüben konnten. Besonders beliebt für die Kammermusikensembles war der aus Pisa stammende und einzige Mandolaspieler, der sich mit emsiger Freude in die Arbeit stürzte und sich auch von einer apicoltrice nicht bremsen liess.
Kulinarische und musikalische Leckerbissen
Das Centro hat uns kulinarisch mittags mit einem reichhaltigen Salatbuffet und abends mit einem leckeren 3-Gang-Menü verwöhnt, so dass die Pausen zu einem Gaumenschmaus wurden. Toll, dass das Centro nun auch als Grossabnehmer eines YES-Projektes (Young Enterprise Switzerland) Züri-Pasta eines Schülerunternehmens aus Zürich ins eigene Programm aufgenommen hat.
Innerhalb kürzester Zeit konnten wir auch drei Orchesterstücke von ganz unterschiedlichem Charakter so einstudieren, dass diese am Abschlusskonzert am Samstagabend neben den Kammermusikstücken vorgetragen werden konnten. Dazu gehörten die Serenata galante op. 387 von Amadeo Amadei (1866-1935), die Nordfahrt (Chaconne a-Moll) von Hermann Ambrosius (1897-1983) aber auch das zeitgenössische Stück Meridian des australischen Gitarristen und Komponisten Richard Charlton (*1955) aus dem Jahr 2011.
Ein perfekter Abschluss für eine erfolgreiche Zupferwoche war bereits das Abschlusskonzert. Der Erfolg wurde dann im Grotto gefeiert und was sich vor dem Grappa oder nach dem Grappa noch abspielte, das bleibt in den Mauern des Grotto verborgen.
Esprimo I miei sentiti ringraziamenti
Ein herzliches Dankeschön an die beiden Dozenten Michael und Steffen, die mit viel positiver Energie, Geduld und Freude mit uns zusammenarbeiteten. Ein ganz grosses Lob gilt Esther Schicker, die den Lehrgang souverän und mit viel Liebe organisiert und uns vor Ort mit allen wichtigen Informationen auf dem Laufenden gehalten hat. Zuletzt auch ein aufrichtiges Dankeschön an alle Teilnehmenden. Wir hatten eine tolle Zeit in einer entspannten und liebevollen Atmosphäre und alle jungen Jedis wurden offen und herzlich aufgenommen. Ich freue mich auf einen weiteren Lehrgang in Magliaso.
Stephanie Jess, Basler Zupforchester (BZO)