Das Basler Zupforchester in der Kirche Therwil

Das Basler Zupforchester
am 23.10.2022 in der Kirche Therwil

Das Basler Zupforchester wurde eingeladen, im Rahmen der Konzertreihe «Konzerte St. Stephan Therwil», ein Abendkonzert zu geben. Das abwechslungsreiche Programm bot Musik vom 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart.
 Turlough O’Carolan schrieb mit seinem «Carolan’s Draught» das älteste Stück. Mit dem jüngsten Stück erhielten die Zuhörer die Gelegenheit, eine Welt-Uraufführung zu erleben. Unser Dirigent, Michael Tröster, hat die «Trilogie Opus 26» komponiert und seinem BZO gewidmet. Mit den Links unter dem Text können Sie diese Uraufführung und weitere Stücke aus dem Konzert als Liveaufnahme sehen und hören.
2022 stand für uns ganz im Zeichen der Planung zur Vereinigung der beiden Orchester MGO Riehen und BZO, die 2023 verwirklicht wird. Einige Spieler und Spielerinnen aus Riehen haben sich schon im Frühjahr 22 unseren Proben angeschlossen und waren bei diesem Konzert eine willkommene Unterstützung des Klangkörpers.
Ein zahlreiches Publikum fand den Weg in die Kirche zu Therwil, obwohl kurz vor Konzertbeginn ein heftiger Sturm aufkam, der die Kirche ab und zu erdröhnen liess.
Unsere Zuhörer klatschten zwei Zugaben heraus und bedankten sich mit einem langanhaltenden Applaus und begeisterten Reaktionen. Es war ein gelungenes, erfüllendes Konzert, das zugleich das letzte unter dem Namen Basler Zupforchester war.
Die Zukunft gehört dem ZUPFORCHESTER RIEHEN BASEL. Esther Schicker 
Wie Martin Dormann als Mitspieler das Konzert erlebte, lesen Sie hier:

Engelsstimmen und röhrende Hirsche

Am 23. Oktober 2022 trat das Basler Zupforchester BZO unter der Leitung von Michael Tröster und verstärkt durch einige Mitglieder des Mandolinen- und Gitarrenorchesters Riehen in der Konzertreihe „Konzerte St. Stephan Therwil“ in Therwil BL auf.
Neben kürzeren Stücken von George GERSHWIN (1898-1937), Karl JENKINS (*1944), Francisco TARREGA (1852-1909) und Turlough O’CAROLAN (1670-1738) gab die „Abendmusik“ von Kurt SCHWAEN (1909-2007) mit ihren 4 Sätzen – darauf kann man zählen – dem Abend einen festlichen Charakter (und dem ganzen Konzert den Namen).
Was aber das Konzert zu einem herausragenden Ereignis machte, war die Ur-aufführung von Michael TRÖSTERs „Trilogie für Zupforchester“ Opus 26 mit den Sätzen Fuga, Adagio und Toccata, die der Komponist dem BZO (und seiner Konzertmeisterin) gewidmet hatte (hatten wir doch eine gewisse Mitwirkung an der Entstehung insofern, als Michael seine musikalischen Eingebungen an unserem Klangkörper ausprobieren konnte).
Um es gleich vorwegzunehmen: das neue Werk wurde mit begeistertem Applaus aufgenommen, der fast nicht mehr enden wollte (wir mussten noch zwei Zugaben spielen). Die neue Tonalität, die es entfaltet, lässt aufhorchen und wurde von den Stammgästen des Orchesters mit grossem Interesse vermerkt. Ein Zuhörer (der uns allerdings zum ersten Mal gehört hat) war völlig hingerissen und fand es unglaublich, welche Vielfalt an Klangwelten diesen doch eigentlich leisen, nur angezupften Instrumenten entlockt werden könne. Er sagte, Mandolinen könnten ja wie „mit Engelszungen reden“ oder auch wie röhrende Hirsche tönen (möglicherweise bezogen sich die „Hirsche“ aber auf den Sturm, der während des Konzerts immer wieder gegen die Kirche brandete und in ihrem Innern ein paar Mal ein gespenstisches „Röhren“ ertönen liess).
Bei allem Wohlklang und bei aller mitreissenden Rhythmik ist Michaels neues Werk sehr „eigenwillig“, originell und gar nicht etwa leicht einzuordnen. Es ist barock und klingt doch eher nach Rockmusik. Es hat eine berauschende Fülle wie gewisse Werke der japanischen Tradition. Es hat eine freudvolle und leidenschaftliche Emotionalität wie sie bei den Italienern anzutreffen ist, Poesie wie bei den Iren. Der Rhythmus entführt zuweilen nach Südamerika… Das Stück spiegelt wohl insgesamt die profunden Kenntnisse und auch Michaels Konzert-Reisetätigkeit auf allen Kontinenten wider.
Im ersten Satz (Fuga) wird eine graziös und zuweilen auch etwas kapriziös pendelnde Melodie „am Zügel“ einer klaren rhythmischen Grundstruktur gehalten, die sich gleich eingangs mit einem entschlossenen Klopfen auf das Instrumenten-Holz etabliert. Der spannende, äusserst kunstvoll aufgebaute und verwobene „Reigen“ steigert sich am Schluss ekstatisch zu einem gemeinsamen Tanz oder „Ritt“, der alle Stimmen in sich vereint. Auch als Musizierende(r) wird man von der geballten Kraft dieses Zusammenspiels erfasst und irgendwie sogar verändert. Mir schien, dass unser Orchester nach diesem Stück nicht mehr ganz dasselbe war wie vorher.
Der zweite Satz (Adagio) zieht den Zuhörer/die Zuhörerin nicht weniger in seinen Bann, diesmal mit einem sanfteren und ruhigeren „Wellenschlag“, jedoch eher noch gesteigerter Intensität, die von den Bässen (inkl. Mandolen) immer wieder aufgebaut und durchgezogen, aber auch von den oberen Stimmen mit betörend schönen Gegenbewegungen beantwortet wird.
Die Toccata (der dritte Satz) besticht durch einen mitreissenden und sich steigernden Grund-Fluss, in dessen Mitte überraschend ein überaus zärtlich sich wiegendes „Adagietto“ auftaucht.
Es ist eine seelische Bewegtheit und Freude, die durch die ganze Trilogie von Michael Tröster hindurch den Ton angibt und sowohl Zuhörer/innen wie Interpret/innen sehr sinnenhaft anspricht und mitnimmt.